Kontaktzonen. Kulturelle Praktiken im deutsch-tschechisch-polnischen Grenzraum
Projektleitung: Ira Spieker
Bearbeitung: Sarah Kleinmann, Arnika Peselmann; seit 2019: Katharina Schuchardt
Die historischen Entwicklungen im deutsch-tschechisch-polnischen Grenzraum sind im 20. und 21. Jahrhundert von Zäsuren bestimmt, die sich in die Region und die Landschaft, aber auch in die Biografien von Akteurinnen sowie Akteuren eingeschrieben haben. Allein während einer einzigen Lebensspanne waren erhebliche Anpassungsleistungen erforderlich; die Rahmungen und Begrenzungen änderten sich sowohl in räumlicher als auch in politisch-ideologischer Hinsicht. Erinnerungskulturelle Konzepte konkurrieren bis heute, überlagern und beeinflussen sich.
Das Forschungsprojekt „Kontaktzonen. Kulturelle Praktiken im deutsch-tschechisch-polnischen Grenzraum“ unternimmt eine qualitative Analyse transnationaler Kontakte und fragt danach, wie Geschichte konstituiert und wie Gegenwart verhandelt wird, welche wechselseitigen Einflüsse und Formen von Annäherung, Austausch und Abgrenzung im Grenzraum vorliegen. Dazu wurden institutionalisierte wie auch informelle Initiativen in den Bereichen Kultur, Sport und gesellschaftspolitisches Engagement sowie lokale Vernetzungen zwischen Städten und Gemeinden untersucht.
Mit den Trägerinnen und Trägern von grenzüberschreitenden Aktivitäten wurden Interviews geführt, um Motive, Handlungsspielräume und Ansätze ihres Engagements transparent zu machen. Die Begleitung von grenzüberschreitenden Initiativen und Aktivitäten erfolgte in Form von teilnehmender Beobachtung; die Rezeption der jeweiligen Angebote wurde im Rahmen einer Fragebogenerhebung erfasst. Das erhobene Material wird für weiterführende Studien im ISGV-Onlineportal „Lebensgeschichtliches Archiv für Sachsen“ zugänglich gemacht.
Im Zeitraum von 2015-2017 wurde das Forschungsprojekt von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert. Kooperationspartner waren die Brücke|Most-Stiftung sowie das Europäische Zentrum der Künste Dresden, Hellerau.
Im Rahmen des Forschungsprojekts entstand im Jahr 2017 die dreisprachige Homepage „bordernetwork.eu“, die über Initiativen und Organisationen im deutsch-tschechisch-polnischen Grenzgebiet informiert und als Vernetzungsplattform dient.
Aus dem Projekt ging 2019 die Publikation Kontaktzonen und Grenzregionen hervor, die Beiträge zu Kontaktzonen und ihren unterschiedlichen Formen territorialer, politischer sowie sozialer (Unter-)Scheidungsprozesse diskutiert. Ausgangsunkt sind die vielfältigen Implikationen von Kontaktzonen als soziale Räume mit multiplen Dynamiken.
Gemeinsam mit GoglMogl Production wurde 2020 auf Basis der geführten Interviews eine dokumentarische Performance für das Theater entwickelt. Sie widmet sich den Themen Grenze, Grenzregion, Sprache und Identität und vermittelt auf Deutsch, Tschechisch und Polnisch das vielfältige Miteinander in der heutigen Grenzregion zwischen den Ländern. Die Forschungsergebnisse werden so einer breiten Öffentlichkeit vermittelt und es findet eine Rückvermittlung ins Feld statt.